Am 15. Mai wählt Nordrhein-Westfalen einen neuen Landtag. Wir haben die Wahlprogramme der wichtigsten Parteien daraufhin untersucht, durch welche Maßnahmen der internationale Schüler- und Jugendaustausch eine Unterstützung erfahren könnte:
Mit einem Fragebogen haben wir die Parteien und ihre Kandidat*innen gefragt, wie der internationale Schüler- und Jugendaustausch konkret gestärkt werden soll. Das sind die Antworten in Kurzform:
Anknüpfend an den Ausbau der Landesförderung für internationalen Schüleraustausch im Zuge der Corona-Pandemie und des Brexits möchte CDU jungen Menschen zukünftig neue Möglichkeiten für Erfahrungen im europäischen Ausland ermöglichen.
Die Partei möchte die Einführung eines parlamentarischen Partnerschaftsprogramms des Landtages anstoßen.
Die SPD unterstreicht, dass diejenigen, die erschwerten Zugang zu dieser Art von interkultureller Bildung haben, ganz besonders gefördert werden müssen.
Eine finanzielle Förderung im Rahmen eines Landesprogramms müsse allen Schüler*innen an allen Schulformen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehen.
Die Partei unterstützt zudem eine finanzielle Förderung, um allen Schüler*innen die Teilnahme an einem ganz- oder halbjährigen individuellen Austausch im europäischen und internationalen Ausland zu ermöglichen. Darüber hinaus will sie auch kürzere Austauschprogramme, z.B. in den Sommerferien finanziell fördern.
Die SPD will ein parlamentarisches Patenschaftsprogramm für einen individuellen Schüler:innenaustausch, unabhängig von der Schulform, unterstützen.
B90/DIE GRÜNEN bestätigen, dass der Einblick in die Vielfalt von Kulturen nicht von der sozialen Lage beschränkt werden dürfe. Die Förderung müsse deshalb entsprechend ausgestaltet werden.
Die Vielfalt integrativer Schulformen müsse bei der Förderung berücksichtigt werden, damit möglichst viele Jugendliche von einem internationalen Austausch profitieren können. Zudem müssten aufenthaltsrechtliche Fragen im Sinne der Jugendlichen geklärt werden, damit sie nicht von den Programmen ausgeschlossen werden
Die Partei unterstützt die Forderung nach einer einkommensabhängigen, finanziellen Förderung längerfristiger Schüler*innenaustausche durch die Landesregierung. Voraussetzung für ein parlamentarischen Patenschaftprogramm des Landtages sei eine Gesamtkonzeption für die Förderung in individueller Schüler*innenaustausche.
DIE LINKE tritt dafür ein, dass alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und vom Einkommen der Eltern die gleichen Möglichkeiten haben an internationalen Austauschmaßnahmen teilzunehmen.
Die Forderung nach einem Landesprogramm für den internationalen Schüleraustausch wird von der Partei unterstützt. Es sollte so angelegt sein, dass alle Schulformen davon profitieren können. Es sollte sowohl den Austausch im Klassen bzw. Kursverband, als auch individuelle Auslandlandsaufenthalte (lang- und kurzfristig) ermöglichen.
Die LINKE setzte sich auf Bundesebene für ein reformiertes Schüler*Innen-BAFöG ein, das eine Förderung für Aufenthalte im Ausland regelt. Solange eine solche Regelung nicht existiert, befürworte sie eine landeseigene Förderung, allerdings unabhängig vom Einkommen der Eltern.
Gegen ein Patenschaftsprogramm des Landtages gebe es keine Einwände, dennoch sei es wichtiger ein Programm zu schaffen, das wesentlich mehr Schüler*innen einen Auslandsaufenthalt ermögliche.
Da eine Teilnahme nicht am Geldbeutel der Eltern scheitern dürfe, will die FDP einen Wettbewerb für Stipendien ausloben.
Auch Schüler*innen in beruflichen Bildungsgängen sollten die Möglichkeit erhalten, Auslandserfahrungen zu sammeln. In Ausbildungen mit blockweisen Berufsschulphasen sollten Sie einen Teil der Schulphase an einer Partnerschule im Ausland absolvieren können.
Die Partei will ein breiteres Spektrum von Schularten ermuntern, sich zu Europaschulen weiterzuentwickeln.
Die CDU ist davon überzeugt, dass Lehrkräfte von einem Austausch oder einem Auslandsaufenthalt profitieren, weshalb sie die Vermittlung von Fortbildungen und Hospitationen von Lehrkräften im Ausland fortsetzen will.
Das vorhandene Informations- und Beratungsangebot der Landesregierung zu internationalem Austausch ist nach Ansicht der Partei ausreichend.
Das Thema Schüler*innenaustausch ist für die SPD in jeder Phase der Lehrkräfteausbildung im Sinne des interkulturellen Lernens wichtig.
Beratung, Qualifizierung und Vernetzung seien entscheidend, damit die Internationalisierung von Schulen gelinge. Dazu sollen Beratungsangebote auf kommunaler Ebene, die GrenzInfoPunkte in den Euregios und die Zusammenarbeit zwischen Landesregierung und Europe Direct Zentren weiter ausgebaut werden.
Die Partei setze sich für die Entlastung der Lehrkräfte ein und sieht dafür Funktionsstellen für die Koordinierung von Schulpartnerschaften als ein funktionales Mittel an.
Ein fächerübergreifender Zugriff auf das Thema Schüler*innenaustausch sei sehr gewinnbringend.
B90/DIE GRÜNEN unterstützen die Forderung nach einer Implementierung des Themas in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften.
Ein Service- und Beratungsangebot für Schulen wird von der Partei als sinnvoll erachtet.
Lehrkräfte dürften neben ihrem Engagement für den Austausch nicht noch privat draufzahlen. Entlastungsstunden würden den Stellenwert für das Schulprogramm unterstreichen und
die zusätzliche Arbeit honorieren.
Die Partei begrüßt eine systematische Verknüpfung von Fachunterricht mit Schüleraustausch, insbesondere im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Die Landesregierung solle sich dafür einsetzen, dass internationaler Austausch eine größere Rolle in der Lehrkräfteausbildung spielt. Das gelte für Schüleraustausch genauso wie für die Möglichkeit eines internationalen Lehrkräfteaustauschs.
Für die DIE LINKE wäre neben festen Verantwortlichen für Schüler*innenaustausch in den Bezirksregierungen die Förderung einer landesweiten Koordinierungs- und Beratungsstelle außerhalb der Verwaltung vermutlich ein guter Ansatz.
Lehrkräfte müssten Kosten selbstverständlich erstattet und die Zeit für die Organisation von internationalen Austauschmaßnahmen ersetzt bekommen.
Viele Schulfächer böten der Partei zufolge gute inhaltliche Anknüpfungspunkte für internationale Austauschprojekte, weshalb fachbezogene Austauschprogramme auch jenseits des Fremdsprachenunterrichts unterstützt werden sollten.
Die FDP will neue, eigenverantwortlich verwendbare Budgets für die Schulen schaffen, mit denen verstärkt auch private Fortbildungsangebote in Anspruch genommen werden können, z.B. zum Thema Schüler*innenaustausch.
Die Einrichtung zusätzlicher Informations- und Beratungszentren müsste geprüft werden.
Schulen könnten bereits jetzt im Rahmen ihrer Bugets Entlastungsstunden für die Koordinierung von Schulpartnerschaften vergeben.
Gesellschaftswissenschaftliche Fächer böten jetzt schon gute Anknüpfungspunkte für grenzüberschreitende Lernerfahrungen. Eine tiefere Verankerung in allen Kernlehrplänen sei aber nicht dringend geboten.