Internationaler Schüler- und Jugendaustausch wirkt!

Die vier wichtigsten Wirkungsebenen

Bildung
Austausch fördert die persönliche Entwicklung und den Erwerb individueller Kompetenzen junger Menschen.

Mobilität
Austausch befähigt, sich in einer globalisierten Welt besser zu orientieren.

Zusammenhalt
Austausch erleichtert den positiven Umgang mit Vielfalt und stärkt so den innergesellschaftlichen Zusammenhalt.

Frieden
Austausch fördert die Verständigung zwischen den Gesellschaften und leistet einen Beitrag zum friedlichen Miteinander der Nationen.

Bildungswirkungen

Die ersten und unmittelbar spürbaren Wirkungen internationaler Erfahrungen sind die Entwicklung der Persönlichkeit und die Erweiterung der individuellen Fähigkeiten junger Menschen. Im Vergleich zum klassischen Unterricht sind Bildungsprozesse im Schüleraustausch geprägt durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit Menschen, Kultur und Umwelt eines anderen Landes. Schüleraustausch ist Bildung mit Hand, Herz und Kopf.

Persönliche Kompetenzen

Ein Schulaustausch ist ein adäquates Mittel, um Fähigkeiten in der Sprache des Gastlandes zu erwerben oder zu verbessern. Die gemachten Erfahrungen haben zudem einen langfristig positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl, vor allem bei jenen Schülerinnen und Schülern, die vor ihrem Austausch eher unsicher waren. Eine weitere Wirkung des Schulaustauschs kann eine gesteigerte psychologische und emotionale Reife sein. Außerdem zeigen Schülerinnen und Schüler ein höheres Selbstbewusstsein, größere Unabhängigkeit und ein verstärktes Gefühl der persönlichen Verantwortung infolge ihrer Austauscherfahrung.

Interkulturelle Kompetenzen

Mehrere groß angelegte Studien zeigen, dass Jugendliche infolge eines Schulaustauschs an interkultureller Kompetenz gewinnen und ethnozentrischen Haltungen an Bedeutung verlieren. Kulturelle Unterschiede und fremde Verhaltensweisen werden zunehmend akzeptiert und in das eigene Verhalten integriert. Dies gilt vor allem für Schülerinnen und Schüler, die vor dem Austausch eine vergleichsweise geringe interkulturelle Sensitivität aufwiesen. Zu den langfristigen Wirkungen eines Schulaustauschs zählt auch eine gesteigerte Offenheit gegenüber fremden Kulturen sowie eine Zunahme der Sicherheit und des Wohlbefindens in der Interaktion mit Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Internationale Mobilität

Die Wirkungsforschung zu Schüleraustausch zeigt, dass dieser oft am Anfang einer Reihe von weiteren Auslandsaufenthalten junger Menschen steht. Gleichzeitig resultiert eine größere Bereitschaft zu räumlicher Mobilität innerhalb Deutschlands. Eine weltoffene, junge Generation, die mit interkultureller Kommunikation vertraut ist und ein Verständnis für andere Lebensweisen entwickelt hat, ist zudem Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands in einer zunehmend globalisierten Welt.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Die Gesellschaft hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten aufgrund von Einwanderung und der zunehmenden Heterogenität individueller Lebensentwürfe deutlich an Vielfalt gewonnen. Dies bedeutet zugleich neue Herausforderungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, Lehr- und Fachkräfte, die internationale Erfahrungen – idealerweise mit pädagogischer Begleitung – machen, werden dadurch toleranter und denken bzw. handeln diversitätsbewusster, auch im eigenen Umfeld.

Frieden

Der Frieden in Europa und der Welt ist zunehmend durch nationalistische und populistische Strömungen bedroht. Sie gehen einher mit einer aggressiven Betonung nationaler Interessen, der Abwendung vom Multilateralismus und wachsenden außenpolitischen Spannungen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die friedensstiftende Wirkung von internationalem Schüleraustausch erneut an Bedeutung. Sie speist sich aus Erwerb interkultureller Kompetenzen und einer größeren Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Ebenso bedeutsam sind die aus Schüleraustausch gewachsenen und Staatsgrenzen überschreitenden Freund- und Bekanntschaften. Auch sie fördern ein friedliches Zusammenleben der Nationen innerhalb und außerhalb Europas.

Weitere wissenschaftliche Studien und Quellen: www.yfu.de/schule-und-yfu/forschung-und-studien

Formate, Strukturen und Zugänge

Austauschformate

Junge Menschen machen interkulturelle Auslandserfahrungen bei verschiedenen Austauschformaten als Gruppen- und Individualbegegnungen, im schulischen und außerschulischen Kontext (d.h. in der formalen bzw. non-formalen und informellen Bildung).

Zu den bekanntesten Formaten zählen der individuelle Besuch einer Schule im Ausland, Begegnungen im Rahmen einer Projekt- oder Schulpartnerschaft mit Partnern im Ausland, die Internationale Jugendbegegnung z.B. eines Vereins oder die Teilnahme an einem Workcamp.

Alle Formate zeichnen sich durch eine pädagogische Begleitung aus, viele durch den gegenseitigen Besuch der Teilnehmenden. Damit grenzt sich der internationale Schüler- und Jugendaustausch konzeptionell von beispielsweise Au-Pair, Work & Travel, einem Auslandsstudium oder einer touristischen Klassenfahrt im In- oder Ausland ab.

Einheitliche Austauschstrukturen fehlen

Auch wenn sich alle Formate an die gleichen jungen Menschen richten, gibt es für internationale Begegnungs- und Austausch­programme im Jugend- und Schulbereich keine einheitlichen Strukturen, denn im föderalen System der Bundesrepublik liegt die Zuständigkeit für die Schulen bei den Ländern, die für die Jugendpolitik jedoch beim Bund. Bei den Ländern wiederum ist die Zuständigkeit in der Regel auf verschiedene Ministerien verteilt (Kultus-, Jugend-, Sozialministerien) – eine Kompetenz­verteilung, die sich auf kommunaler Ebene fortsetzt.

In der Breite sind Internationale Begegnungsprogramme in Jugendarbeit und Schule ohne staatliche Förderung undenkbar, auch wenn sich private Stiftungen immer stärker für den Schüler- und Jugendaustausch engagieren.

Schule als zentraler Ort

Viele junge Menschen machen Austauscherfahrungen bereits im Rahmen der Schulbildung, etwa bei einer mehrtätigen Begegnungs­fahrt mit der eigenen Klasse oder einem individuellen, mehr­monatigen Aufenthalt in einer Gastfamilie im Ausland.

Doch auch für die internationale Jugendarbeit und außerschulischen Organisationen ist Schule ein zentraler Ort, um junge Interessierte auf Bildungsangebote hinzuweisen und sie zu erreichen. Schulischem Austausch kommt daher eine Schlüsselrolle bei der internationalen Bildung zu.

Die Zugangsstudie

In einer globalisierten Welt mag eine Auslandserfahrung für junge Menschen als Selbstverständlichkeit gelten. Weshalb dennoch längst nicht alle diese Angebote und Möglichkeiten nutzen, untersuchte die Zugangsstudie „Warum nicht?“, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Robert Bosch Stiftung erstellt und 2018 vorgelegt wurde.

Sie kommt zum Ergebnis: Schüler- und Jugendaustausch könnte von viel mehr Jugendlichen als bisher genutzt werden.

  • Nur 26% der 14- bis 27-Jährigen haben bereits Erfahrungen mit einem Format des internationalen Schüler- oder Jugendaustauschs gemacht.
  • 37% der repräsentativ Befragten haben bisher noch nicht an einem Format teilgenommen, wären jedoch grundsätzlich daran interessiert.

Vor allem sogenannte benachteiligte Jugendliche nehmen sich selbst oft nicht als Zielgruppe wahr, denn viele glauben, für eine Teilnahme müssten sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Oft ist für einen Austausch jedoch keinerlei Vorbildung nötig – und es stehen finanzielle Unterstützungen zur Verfügung.

Mehr Informationen und Hintergründe zum internationalen Schüler- und Jugendaustausch im Dossier:   Herz, Hand und Kopf – Internationale Verständigung durch Schüler- und Jugendaustausch